Jensi auf der Musikmesse 2019
Alle paar Jahre gönne ich mir den Luxus, zur Musikmesse nach Frankfurt a.M. zu fahren.
So auch dieses Jahr.
Erste Messebesuche in den 90ern
Angefangen haben meine Messebesuche bereits in den 90ern in denen ich zwei mal dort war. Damals nahm unser Gitarrist Bandmitglieder seiner 2 Bands, die Lust dazu hatten, als “Mitarbeiter” seiner Musikschule mit, so dass wir bereits zu den Händlertagen in die Messe hinein kamen. Wow! Damals waren Onlineshops, Streaming und Online-Musik-Stores noch kein Thema. Alle Messehallen waren randvoll bestückt mit weltweit agierenden Herstellern, Händlern und Verlagen, die sich mit z.T. sehr aufwändigen und großen Messeständen präsentierten. Dass die Gänge in den Hallen wie die Straßen in New York angelegt und druchnummeriert waren und es ein sehr dickes (!) Aussteller- und Veranstaltungsverzeichnis gab, war sehr angebracht um sich einigermaßen zurecht zu finden. Ein Workshop- und Live-Event jagte das nächste und man bekam seine Trommel-Idole sehr nah zu sehen und konnte einigen davon sogar Fragen stellen. Alle großen und wichtigen Marken waren vertreten und man fuhr hinterher mit einer riesigen Menge an gesammelten Eindrücken und Informationen (und Prospekten) wieder nach Hause.
Die Messe schrumpft
Diese Zeiten sind vorbei. Seit Anfang der 2000er schrumpft die Messe vor sich hin, besonders stark in den letzten 10 Jahren. Internet, Digitalisierung und dadurch weltweit DIREKT ansprechbare Geschäfts- und Endkunden machen es offensichtlich überflüssig, riesige Werbe-Etat-Summen in Messeauftritte in Frankfurt zu stecken. In den 90ern rechtfertigte noch die Zahl und Höhe der Abschlüsse und Geschäfts-Anbahnungen wärend einer Messe den damit verbundenen personellen und finanziellen Aufwand. Heute rechnet sich dies wohl nicht mehr, auch nicht als reine Imagepflege. Die Hersteller und (größeren) Händler machen heute lieber eigene kleine Hausmessen bei sich vor Ort.
Zwei Seiten der Medallie
Diese Entwicklung ist zwar einerseits schade für die dadurch schrumpfende Musikmesse. Andererseits sind die neuen Möglichkeiten durch das Internet und die digiatisierte Welt für JEDEN Musiker so groß (und teilweise echt “fantastisch”) geworden, dass dies die “klassische Messe” quasi über das ganze Jahr verteilt “ersetzt”. Der persönliche Kontakt und Austausch lässt sich allerdings durch nichts ersetzen. Aber statt wehmütig zurück zu schauen mache ich lieber das Beste aus dem, was von der Messe noch übrig ist … :-D … Es reichen dann halt schon 2 statt 4 Messetage :-) …
2019: Jensi rennt wieder auf der Musikmesse rum …
Anfang März stand es für mich fest: Jensi hat “Musikmesse-Bedarf”! Unrealistischer Weise befällt mich die Lust, mal wieder in Messehallen voller Musik, Instrumente und Workshops “zu wandeln”, immer in der Erinnerung an die guten Messezeiten in den 90ern. Nichts desto trotz ist es immer wieder ein Erlebnis für mich. Und mal drei Tage ganz aus dem Alltagstrott rauszukommen ist sowieso unbezahlbar! :-)
ERSTAUNT stellte ich in diesem Jahr bereits beim Online-Buchen fest: Obwohl es nur noch 4 Wochen bis zur Messe waren, konnte ich ein Hotelzimmer direkt neben der Messe bekommen, “ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen”! :-D DAS war sehr ungewöhnlich und zeigte bereits, wie sich die Messe verändert. Sonst war ich in Pensionen in Nachbarorten oder privat vermieteten Zimmern untergekommen, um am Ende noch Geld für die Messe selbst übrig zu haben.
3 schöne Tage
Es waren dann drei sehr erholsame, wenn auch laufintensive Tage. Der letzte Messetag am Freitag, der Samstag mit der neuen “Musikmesse-Plaza” und der Sonntag mit ausgedehntem Frühstück und gemächlicher Rückfahrt. Am Freitagmorgen besuchte ich bereits den Drumtuning-Workshop mit Manni von Bohr, jede Menge Live-Konzerte, die Gibson Vintage-Show am Freitag Abend (für die sich u.a. auch Jörg Sander angekündigt hatte, aber aus terminlichen Gründen dann leider doch nicht kommen konnte) und die Workshops und Vintage-Ausstellungen am Samstag.
Favorites
Meine “Favorites” fanden leider alle schon in der Woche statt, z.B. Jost Nickel am Dienstag und Mittwoch. An den Tagen in der Woche hatte ich dieses Jahr leider keine Chance, mir Zeit freizuschaufeln. Schade, hätt ich gern gesehen und gehört. Aber ich hatte ja auch schon im Herbst das Vergnügen, Jost Nickel zusammen mit Jan Delay’s Disko No.1 in Bremerhaven zu erleben. Das war schon genial! :-D
Brass 2 Go
Trixon-Drums
Bei der Vintage-Ausstellung am Samstag in Halle 1.1 entdeckte ich einen Trixon-Stand mit diversen Modellen aus den 50ern, 60ern und 70ern. Das Model meines ersten 1984 erworbenen gebrauchten Drumsets (siehe Bild rechts) war auch dabei! :-D Ich erfuhr, dass Trixon-Drums zum Sammelobjekt einer bundesweiten Sammler-Gemeinde geworden sind und dass es jährlich Ausstellungen und Treffen gibt.
Schon mein Schlagzeuglehrer sagte damals: “Nicht verkaufen! Schön ins Regal stellen und auf Flohmärkten Ersatzteile besorgen, bis das Set rundum wieder vollständig ist.” Aber mir lag damals schon mehr am Trommeln als am Sammeln und – naja – für den späteren intensiven Gebrauch waren meine nachfolgenden “modernen” Sets doch wesentlich geeigneter und DANN konnte ich sie mir auch leisten.
Aber der Besuch dieses Sammler-Stands mit den verschiedenen, teilweise sehr kuriosen Trixon-Modellen der 50er bis 70er Jahre war auf jeden Fall eine “schöne kleine nostalgische Zeitreise”.
Trommel-Workshop mit
Pitti Hecht und Heinz Hoenig
Das war ja mal eine witzige Kombination! Pitti Hecht, u.a. bekannt als Percussionist der Scorpions, Paul Kuhn, Supercharge und vielen vielen mehr (schaut euch auf seiner Seite mal die “Credits” links im Menue an – WAS für eine Liste) war ein 1A Animateur für alle anwesenden Trommler und Nichttrommler vom Kind bis zum Rentner! Heinz Hoenig, den man ja eher aus TV- und Kino-Filmen kennt, outete sich als äußerst trommelbegeistert und brachte eine wichtige Message an den Mann und die Frau: “Unsere Kinder sind die Zukunft!”. Dieser Workshop hat echt Spaß gemacht. Die vor allem an Kinder gerichteten einfachen Trommelübungen, eingepackt in kleine Geschichten, begeisterten auch die anwesenden “großen Kinder” (wie z.B. mich) :-). Das gemeinsame Trommeln einzelner und auch mehrerer “sich verzahnender” Trommel-Rhythmen machte allen sichtlich riesen Spaß und sorgte für ein erfrischendes Gemeinschaftserlebnis!
Pitti Hecht hatte ich bereits in der Band der Gibson Vintage-Show am Freitag Abend erlebt. Fantastisch! Bereits beim Soundcheck bekam man fein verzahnte gegenläufige Figuren von linker und rechter Hand auf Congas und Bongos zu hören, die einen – ZACK – nach Kuba versetzten. :-D
Live Live Live …
Fast den ganzen Tag über fanden am Freitag und Samstag Live-Konzerte in verschieden Hallen, im “Forum” und in der “Festival-Arena” im großen Zelt statt. Das hatte (wie jedes Mal) was von einem großen Festival. Internationale aber auch lokale Bands verschiedenster Musikrichtungen waren zu erleben. Gefilmt habe ich dieses Mal nur eine Band. Ansonsten war ich ausnahmsweise relativ “filmfaul” … :-)
Die Aussicht …
Ich glaube, dieser mittlerweile sechste Musikmesse-Besuch in Frankfurt war wohl auch mein letzter. Zum einen sind es ja auch immerhin jedes Mal ein paar Kilometer bis zur Main-Metropole, zum anderen ist dort mittlerweile auch kein einziger für mich interessanter Schlagzeug- und Percussionhersteller mehr vertreten. Wenn von den namhaften Herstellern, die im Alltag eines Schlagzeugers das ganze Jahr über – quasi “täglich” – eine Rolle spielen, in dieser einen Messe-Woche kein einziger zu finden ist, bleibt der Messebesuch nur noch so etwas wie ein Unterhaltungs-Event, für das ich auch noch ganz schön weit fahren muss. Dementsprechend finden sich auch kaum noch international bekannte Künstlernamen auf den Workshop- und Performance-Listen im Veranstaltungskalender. Das bedeutet, dass die beiden ehemaligen Publikums-Magneten “große Hersteller” und “internationale Künstler” auch nicht mehr auf mich “wirken”, da sie schlicht nicht mehr vor Ort sind.
Lokale Messen
Vom 08. bis 10. November gibt es in diesem Jahr ja auch wieder die Musikmesse bei Musik Produktiv in Ibbenbühren. DAS ist noch relativ nah dran an Ostfriesland und dort wird auch immer einiges geboten … Hier konnte ich u.a. schon Trommel-Stars wie Dave Weckl und Steve Ferrone performen sehen und wichtige Hersteller sind vertreten oder zumindest in den Verkaufsräumen zu finden! :-D
In diesem Sinne: Neugierig bleiben! Und besucht lokale Live-Konzerte!
Jens